Was für die einen ein heruntergekommener Schandfleck ist, bedeutet für die andere ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Wenn dich der Entdeckerdrang ruft, findest du in der gesamten Bundesrepublik viele verschiedene Orte, die nicht nur ein atemberaubendes Fotomotiv abgeben, sondern auch einen gewissen Gruselfaktor oder eine düstere Vergangenheit für dich parat halten. Lost Places sind definitiv nichts für sensible Gemüter. Wenn du auf ein Abenteuer aus bist und dafür nicht weit reisen willst, kommst du an diesen Lost Places in Deutschland nicht vorbei.
Lost Places sind verlassene Orte und leerstehende Gebäude. Sie werden weder bewohnt noch anderweitig genutzt – meistens seit Jahrzehnten. Dementsprechend verwildert und marode sind diese Plätze. Bei so manchem Besuch wirst du nur erahnen können, mit wie viel Leben sie einst gefüllt waren – darunter gruselige Villen, alte Fahrgeschäfte oder verwahrloste Industriegebäude. Manche davon sind einfach in Vergessenheit geraten. Bei anderen wiederum fehlte das nötige Geld oder die Genehmigung, um wichtige Renovierungsarbeiten vorzunehmen. Für die meisten Geschichten solltest du dich jedenfalls warm anziehen.
Wenn du einen Ausflug zu einem der folgenden Lost Places unternimmst, solltest du dich unbedingt an die folgenden Regeln halten:
1) Safety first
Wenn es dich an besonders düstere Flecken in Deutschland zieht, gilt stets: je heruntergekommener ein Gebäude ist, desto baufälliger und gefährlicher kann es sein! Mutproben, Leichtsinnigkeit und riskanter Entdeckerdrang sind beim Besuch von Lost Places definitiv fehl am Platz. Die Orte betrittst du stets auf eigene Gefahr und bei jeder Entdeckungstour ist Vorsicht geboten.
2) Erlaubnis einholen
So manches Gebäude ist zwar längst vergessen, befindet sich aber immer noch in privatem oder staatlichem Besitz. Das gilt es zu respektieren. Informiere dich vorab, ob der Ort oder das Grundstück betreten werden kann und hol dir vorher die Erlaubnis beim Eigentümer ein.
3) Rücksicht und Respekt
Auch wenn ein Bauwerk schon sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde, solltest du den Ort so verlassen wie du ihn vorgefunden hast. Das Mitnehmen von Souvenirs ist genauso zu unterlassen wie Vandalismus oder gewaltsames Eindringen. Liegt einer der Plätze in einem Naturschutzgebiet, ist den Anweisungen ebenfalls Folge zu leisten.
4) Geduld und Verschwiegenheit
Manche Gebäude sind so gut in der Landschaft eingebettet, dass du sie nur durch längeres Suchen finden wirst. Dafür solltest du Zeit und Geduld mitbringen. Außerdem zählen wir auf deine Verschwiegenheit. Teilst du den Standort in sozialen Netzwerken mit, wird sich der Platz vor Besuchenden bald nicht mehr retten können. Die Folge: Jede Menge Müll, Diebstahl und Vandalismus. Hilf also mit, dass die Lost Places ihren Charme behalten.
5) Ausrüstung und Vorbereitung
Natürlich hängt die Planung davon ab, wo der vergessene Ort liegt. Manche Lost Places befinden sich mitten in der Stadt. Für andere musst du wiederum einen ordentlichen Fußmarsch hinlegen. Menschenleere und abgelegene Lost Places solltest du niemals allein und schon gar nicht in der Nacht besuchen. Außerdem benötigst du festes Schuhwerk, eine Taschenlampe und einen Helm bei besonders baufälligen Gebäuden – sicher ist sicher.
Die folgenden Lost Places in Deutschland bieten einmalige Motive für deine Kamera und hinterlassen Eindrücke der besonderen Art. Wir zeigen dir die interessantesten, gruseligsten und eindrucksvollsten Plätze vom Norden bis in den Süden des Landes.
1) Die Südermühle auf Fehmarn (Petersdorf, Schleswig-Holstein)
Noch immer steht die im Jahr 1893 erbaute Südermühle inmitten der saftig grünen Landschaft der Insel Fehmarn. Doch das morsche Holz, die vielen zerschlagenen Fenster und die fehlenden Windräder zeigen den deutlichen Verfall der über 200 Jahre alten Windmühle.
2) Das Schloss Dwasieden auf Rügen (Sassnitz, Mecklenburg-Vorpommern)
Ein Klassiker unter den Lost Places! Das einst prachtvolle Schloss wurde nach dem zweiten Weltkrieg gesprengt und die Ruine sich selbst überlassen. Mittlerweile ist das Gebäude mit der dunklen Vergangenheit so sehr bewachsen, dass du es auf den ersten Blick nicht gleich erkennen wirst. Schloss Dwasieden gehört definitiv auf deine Lost Places Liste.
3) Der Geisterwald von Nienhagen (Nienhagen, Mecklenburg-Vorpommern)
Ein Ort mit echter Gruselgarantie! Während dich dieser Platz im Sommer sofort von seiner Schönheit überzeugen wird, verwandelt er sich im Herbst und Winter in einen schaurig schönen Gespensterwald. Hier wirst du garantiert so schnell niemanden antreffen.
4) Das Kurhotel Zippendorf (Schwerin, Mecklenburg-Vorpommern)
Ein Ort des Scheiterns und des Neuaufbaus. Die verlassene Hotelanlage am Schweriner See hat so einige Eigentümer kommen und gehen sehen. Anstelle von Touristen wagen sich nur noch Abenteuerlustige an diesen schaurig schönen Ort.
5) Alte Schule Neuhof (Hamburg)
Auf deinem Städtetrip nach Hamburg solltest du unbedingt bei der Geisterschule Neuhof vorbeischauen. Die Fenster und Türen sind längst verbarrikadiert. Imposant ist das Gebäude aus rotem Backstein trotzdem.
6) Die ehemalige Landesirrenanstalt Domjüch (Neustrelitz, Mecklenburg-Vorpommern)
Beim Betreten dieses Ortes wird dir die düstere Vergangenheit des Ortes definitiv nicht verborgen bleiben. Denn die Nervenheilanstalt wurde Zeuge der grausamen Verbrechen im Nationalsozialismus, woran die Gedenktafeln der maroden Anlage erinnern.
7) Heilstätte Grabowsee (Oranienburg, Brandenburg)
Die ehemalige Lungenheilanstalt ist eine kleine Berühmtheit und trotzdem noch immer einen Besuch wert. Denn Hollywood hat bereits die schaurig-schöne Kulisse des Geländes für sich entdeckt. Wenn du es nicht persönlich zur Heilstätte Grabowsee schaffst, kannst du dir einfach den Film „Monuments Men“ ansehen.
8) Heilstätte Beelitz (Beelitz, Brandenburg)
Kein Ort für schwache Nerven, denn dieser Lost Place hat es wirklich in sich. Nicht nur viele Tuberkulosekranke haben hier den Tod gefunden. Auch Soldaten wurden zu Kriegszeiten in der Heilanstalt versorgt. Darüber hinaus ist die Heilstätte Beelitz als Schauplatz zweier grausamer Morde in den Jahren 1991 und 2008 in die Geschichte eingegangen. Gerüchten zufolge soll es in dem verlassenen Gebäude spucken. Kein Wunder bei der Vorgeschichte, oder? Gut, dass das Betreten des Gebäudes ohnehin verboten ist.
9) Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen (Berlin)
Das ehemalige Stasi-Gefängnis gibt dir Einblicke in die Zeiten der DDR. In der geheimen Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit ist vielen Menschen Grausames angetan worden. Bei einer Führung der Gedenkstätte kannst du dir ein eigenes Bild von den Zellen und den Erzählungen machen.
10) Der Teufelsberg (Berlin)
Im Westen der Bundeshauptstadt kannst du einen besonderen Ort erkunden: den Teufelsberg. Hier waren US-amerikanische Streitkräfte zur Flugüberwachung stationiert – mitsamt einer Abhörstation. Nach dem Abzug der Amerikaner wurde die Anlage bis 1999 zur Flugsicherung genutzt. Heute dienen die markanten Kuppeln nur noch den Besuchenden. Graffitis und die ein oder andere Ausstellung lassen diesen geschichtsträchtigen Ort jedoch nicht in Vergessenheit geraten. Außerdem wird dich der verlassene Schauplatzes an so manchen Endzeitfilm erinnern.
11) Der Spreepark (Berlin)
Menschenleere Wege, moosbewachsene Figuren und ein verrottetes Geisterschiff – viel gibt es auf der Führung durch den Spreepark nicht mehr zu sehen. Nur ein paar alte Fahrgeschäfte zieren das Gelände des einzigen Vergnügungsparks der DDR, der Kulturpark Plänterwald genannt wurde. Dazu gehört das Riesenrad, welches an jene Zeiten erinnert als hier über eine Millionen Menschen pro Jahr herkamen. Seit der Insolvenz im Jahr 2002 ist das Areal verlassen und verkommt zusehends.
12) Spaßbad Basso (Bad Schmiedeberg, Sachsen-Anhalt)
Hier schwimmt definitiv niemand mehr. Nachdem das Erlebnisbad im Jahr 2009 geschlossen wurde, erinnert nur noch die Ruine an die vielen Menschen, die hier einst zum Baden hergefunden haben. Für diesen Ort solltest du definitiv deine Kamera mitbringen. Denn die skurrile Kulisse bietet ein ganz besonderes Flair.
13) Kokerei Hansa (Dortmund, Nordrhein-Westfalen)
Ein Lost Place der besonderen Art: rostige Rohre, alte Förderbänder und jede Menge Industrieflair machen die Kokerei Hansa zu einem verlassenen Ort, den man gesehen haben muss. Seitdem die größte Kokerei des Ruhrgebiets stillgelegt wurde, finden nur noch Schaulustige hierher.
14) Haus Fühlingen (Köln, Nordrhein-Westfalen)
Das Horrorhaus im Norden der Stadt Köln ist nichts für Angsthasen. Denn nicht nur grausame Morde, sondern auch Suizide sollen in dem Gebäude stattgefunden haben. Hier möchte definitiv niemand mehr wohnen. Dennoch steht das Haus noch immer und erinnert an dunkle Zeiten. Sei also nicht verwundert, wenn dich ein beklemmendes Gefühl beim Besuch dieses Ortes überkommt.
15) Opelsche Jagdvilla (Neu-Anspach, Hessen)
Mitten in einem Naturschutzgebiet findest du die Überreste der ehemaligen Jagdvilla von Fritz Opel. Das Gebäude wurde im Jahr 1912 erbaut, doch die glanzvollen Zeiten sind längst vorbei. Naturliebhaber erfreuen sich besonders an der Vegetation, die die Zeit überdauert hat.
16) Grand Hotel Waldeslust (Freudenstadt, Baden-Württemberg)
Das Schlosshotel Waldlust in Freudenstadt muss man gesehen haben. Versuch bei einem Besuch auf deinen Fotos den ehemaligen Glamour des imposanten Gebäudes festzuhalten. Bei einer Führung erhältst du noch mehr Einblicke zur Geschichte des Hauses.
17) Porzellanfabrik (Arzberg, Bayern)
Das ehemalige Familienunternehmen hat die Dauer der Zeit nicht überstanden. Geblieben sind meterhohe Regale mit allen möglichen Kunstwerken aus Porzellan, die ihre ganz eigenen Geschichten erzählen. Auch dieses Lost Place kannst du durch eine Führung näher kennenlernen.
Mit dieser Liste an Lost Places hast du jede Menge Möglichkeiten, um spezielle Plätze kennenzulernen.
Kleiner Tipp: TUI bietet eine interaktive Map für Lost Places in Deutschland an!
Wem das nicht reicht, macht einfach im Nachbarland weiter. Hier erfährst du mehr zu den Lost Places in Österreich.